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Hier sitze ich, im tiefsten Transsilvanien, und genieße beim Schreiben dieses Beitrags das Grillenkonzert und ab und zu einen Hauch Sommerwind. Hast du dir das Land so vorgestellt? So leicht und sanft? Ich kannte lange nur die Vampirgeschichten und traurige Straßenhunde aus Rumänien und war mir nicht sicher, ob ich in Rumänien mit dem Camper glücklich werde. Aber als ich endlich angekommen war, hat mich dieses Land nicht nur überrascht – es hat mich sofort in den Bann gezogen. In diesem Beitrag versorge ich dich mit wichtigen Tipps für deinen Campingurlaub in einem der spannendsten Länder Europas.

Ist das Freistehen mit dem Camper in Rumänien erlaubt?

Ja, ist es! Nur in Nationalparks, Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten ist es nicht erlaubt. Camper sollten dies auch respektieren, denn es wird kontrolliert und abkassiert. Außerdem bietet das Land außerhalb dieser Zonen tausende Möglichkeiten, sodass es nicht nötig ist in den Parks zu übernachten.

Freistehen in Rumänien ist einfach. Du musst dich nicht verstecken oder die Polizei fürchten. Achte darauf, dass du niemanden störst, nicht zu nahe an Häusern stehst und vergewissere dich gegebenenfalls, ob dein angesteuerter Platz auf einem Privatgrundstück steht. Das erkennt man nicht immer so leicht, aber du kannst die Leute in der Umgebung fragen, falls du dir unsicher bist. Viele schöne Plätze kannst du über die App Park4night finden. Aber wir haben unsere Plätze häufig auch durch Zufall oder mit Geduld und Ausprobieren gefunden. Und jeder Platz, ohne Ausnahme, war wunderbar! Ich garantiere dir, in Rumänien wirst du viel Spaß am Freistehen haben.

Damit du mit den Menschen besser in Kontakt kommst, empfehle ich dir, dich auch einmal mit einem Schaf- oder Kuhhirten zu unterhalten. Die wirst du an vielen Stellplätzen treffen. Auch wenn, oder gerade weil, es sprachlich abenteuerlich ist. Denn die meisten Hirten sind einfache Leute, die nicht lange die Schule besucht haben. Man unterhält sich mit Händen und Füßen. Und das ist richtig lustig!!

Wie sind die Campingplätze in Rumänien ausgestattet?

Die Campingplätze, die wir besucht haben, waren mit allem ausgestattet, was man braucht: heiße Duschen, saubere Toiletten, Abwaschmöglichkeiten und manchmal auch mit Bar und Aufenthaltsbereich.

In welchem Zustand sind die Straßen?

Je größer und wichtiger die Straße, in umso besserem Zustand. Autobahnen sind in einem sehr guten Zustand. Die meisten wichtigen Bundesstraßen auch. Aber viele Dörfer, und erst recht die schönsten Stellplätze erreichst du meistens nur über holprige Feldwege. Wer mit 4×4 unterwegs ist, wird in Rumänien seine wahre Freude haben.

Was sind die wichtigsten Verkehrsregeln?

Es gilt die 0% Toleranz bei Alkohol am Steuer. Außerdem solltest du zwei Warndreiecke und Warnwesten für alle Insassen dabeihaben. Geschwindigkeitsbegrenzungen: innerorts 50 km/h 90 , Schnellstraße 100 km/h , Autobahn 130 km/h.

Ist Rumänien ein sicheres Reiseland für Camper?

Ja, wir haben uns immer wohlgefühlt. Wie in jedem Land gilt es, auf die Umgebung und das Bauchgefühl zu achten. Fällt dir etwas Komisches auf – dann nichts wie weiter. Aber in diese Situation sind wir in Rumänien nicht ein einziges Mal geraten.

Gibt es in Rumänien Bären und Wölfe?

Ja. Die meisten leben in den Karpaten. Wenn es auch nicht wahrscheinlich ist, dass du auf einen Wolf triffst, solltest du dich zumindest mit den Verhaltensregeln gegenüber Bären beschäftigen. Und ich meine es wirklich ernst: sei nicht dumm, bereite dich darauf vor. Wir haben während unserer Reise 2x einen Bären in unmittelbarer Nähe unseres Vans gesehen. Und an vielen Plätzen haben wir sie zumindest gehört. Besondere Vorsicht ist im Frühling geboten. Dann kommen nämlich die Mütter mit ihren Jungen aus ihrem Bau und verteidigen ihr Territorium aggressiv.

Ein Bär auf der Straße.

Hier das kleine 1×1 für Campen in Bärennähe:

  • Halte Augen und Ohren offen.
  • Wenn es zu dämmern beginnt, verstaue deine Sachen, bleibe in der Nähe deines Campers und achte auf die Umgebung.
  • Auf Wanderungen solltest du immer wieder Geräusche verursachen, damit Bären dich früh genug hören und abhauen können. Zum Beispiel: laute Unterhaltungen, in die Hände klatschen, singen…
  • Wenn du Profi sein willst, hast du ein Bärenspray dabei.
  • Im Frühling ist absolute Vorsicht geboten! Einige Gebiete lieber meiden, denn dann haben Bären Junge und Bärenmütter verteidigen ihr Territorium aggressiv.
  • Sollte es zu einer Begegnung mit einem Bären kommen, dann renne nicht weg und flüchte nicht auf einen Baum. Bären sind schneller!
  • Füttere Bären niemals! Auch nicht, wenn andere es tun, und auch nicht vom Auto aus, wenn ein Bär am Straßenand steht. Anfüttern kann sehr schädlich sein, weil die Scheu vor Menschen überlebenswichtig für Bären (und auch Menschen) ist.

Welche Währung hat Rumänien?

In Rumänien bezahlt man mit Lei (Abkürzung: RON).  Der Schein mit der Eins drauf heißt Leu. Und das Kleingeld heißt Bani. 100 Lei entsprechen zurzeit etwa 20 Euro.

Mit dem Camper in Rumänien: Darauf solltest du sonst noch achten

Checke, ob dein KFZ-Versicherungsschutz die Greencard beinhaltet. An der Grenze wird das nämlich durchaus kontrolliert. In Rumänien angekommen, solltest du dir zuallererst die Roviniette kaufen. Das ist eine Vignette für die Mautpflichtigen Straßen.

Essen und Trinken in Rumänien

Kürtöskalacs, einfacher gesagt Baumstriezel: die MUSST du einfach probieren! Es handelt sich um ein süßes Hefegebäck, welches um eine Holzform gewickelt und über Feuer gebacken wird. Kleiner Tipp: je mehr am Stand los ist, umso frischer sind die Kuchen. Denn dann liegen sie nicht herum. 🙂

Polenta, rumänisch: Mamaliga. Der Maisbrei wird in Rumänien als Beilage gegessen, aber kann auch Hauptspeise sein. Zum Beispiel als Frühstück mit Käse und Ei.

Langos: frittierte Hefeteigfladen, die ihre Herkunft in Ungarn haben, aber in Rumänien ebenso beliebt sind. Traditionell werden sie nach dem Backen mit Knoblauchwasser bestrichen und mit Sauerrahm und geriebenem Käse serviert. Langos werden als Zwischenmahlzeit angesehen.

Mit dem Camper in Rumänien: Versorgung mit Trinkwasser

Wenn du keinen Filter dabeihast, solltest du das Wasser aus der Leitung nicht trinken. Um wenigstens etwas Plastik zu sparen, haben wir uns Trinkwasser in 5 Liter Flaschen gekauft. Wir werden aber demnächst in einen Wasserfilter investieren. Da wir gesprudeltes Wasser lieber trinken, haben wir unseren Wassersprudler dabei. Was sehr gut funktioniert. Aber man muss bedenken, dass man die Kartuschen in Rumänien nicht tauschen kann, weil es sie hier nicht gibt. Es gibt ansonsten auch hier und da Quellen, an denen du dich mit Wasser zum Waschen versorgen kannst.

Straßenhunde

Straßenhunde in Rumänien: Hündin mit einem Welpen.

Wohl jeder hat schon einmal davon gehört: in Rumänen gibt es viele Straßenhunde. Zwar sind es nicht mehr so viele wie vor einigen Jahren, aber das Leid ist dennoch groß. Hier habe ich einige Tipps zum Verhalten gegenüber Streunern für dich zusammengefasst:

  • Füttere diese Hunde nur dann, wenn sie dir unterernährt vorkommen. Es ist schwer, ich weiß. Aber da viele Rumänen Angst vor Straßenhunden haben, ist es besser, sie nicht grundlos an menschliche Nähe zu gewöhnen. Außerdem ist es für ihr Überleben wichtig, dass sie selbständig auf Futtersuche gehen. Denn du bist nicht immer da.
  • Halte Abstand. Du kannst nie wissen, ob eine Krankheit vorliegt. Tollwut ist selten geworden, aber kann vorkommen. Auch hier gilt: gewöhne die Hunde nicht unnötig an deine Nähe.
  • Wenn du im Sommer unterwegs bist, kannst du Wasserschüsseln in einiger Entfernung von deinem Camper oder an bekannten „Hundetreffpunkten“ aufstellen. Damit hilfst du den Tieren sehr.
  • Solltest du einmal einen verletzten oder offensichtlich kranken Hund auffinden, musst du unbedingt eine Tierschutzorganisation anrufen. Tierhilfe Hoffnung kann ich dir von Herzen empfehlen. Man spricht Deutsch und leitet dich genau an. So haben wir es gemacht, als wir Lika an einer stark befahrenen Straße zwischen Müll und Kadavern gefunden haben. Diese Organisation hat auch mehrere Fahrzeuge, die zur Rettung von Tieren zur Verfügung stehen. Mehr zu dieser Story findest du in diesem Tagebucheintrag.

Müll

Zuletzt muss ich noch ein unschönes Thema ansprechen. Rumänien hat ein Müllproblem. Besser gesagt: es scheint an einem funktionierenden Entsorgungssystem zu mangeln. So richtig weh tut es, wenn man mitten in der Natur Mülltüten oder Müllhaufen vorfindet. Das Problem ist in ganz Südeuropa verbreitet. Und es bedeutet nicht, dass wir es in Deutschland besser machen. Bei uns ist der Müll nur weniger sichtbar, da er abtransportiert wird. Gibt einem zu denken, oder?

Müll in der Natur.

Egal wo du bist, nimm deinen eigenen Müll immer mit und tu dein Bestes, möglichst wenig davon zu produzieren. Denn die Welt ist schön. Und Rumänien ist ein faszinierender Teil davon.

Ich wünsche dir eine tolle Reise!

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Es muss nicht immer das andere Ende der Welt sein. Manchmal kommt es nur darauf an, einmal abzuschalten. Rauszukommen, Zeit für die wesentlichen Dinge im Leben zu haben: lange frühstücken, ohne dass irgendeine Pflicht ruft. Spazieren gehen, ein Buch lesen, für sich sein. Wenn aber viele Menschen dieselbe Idee haben, bleibt da noch Platz für Ruhe? –  Ja, wenn wir uns gut verteilen. Wie wäre es mit einem Urlaub an der Nordsee? Nein, nicht in St. Peter Ording und auch nicht auf Sylt. Urlaub in Butjadingen! Noch nie gehört? Dann pass mal auf, ich habe hier ein kleines Schätzchen für dich.

Wo liegt Butjadingen?

Butjadingen ist sehr besonders. Es handelt sich um eine große Halbinsel im Norden Niedersachsens. Im Westen grenzt diese Halbinsel am Jadebusen. Im Norden liegt die Nordsee und im Osten fließt die Weser. Beim Jadebusen handelt es sich um eine Meeresbucht. Sie gehört zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Klar, dass somit das Wattenmeer die Hauptrolle für alle Bewohner und Urlauber spielt.

Nordsee-Urlaub: eine Salzwiese
Eine Salzwiese in Sehestedt an der Nordsee

Eine besondere Unterkunft für deinen Nordsee Urlaub

Und hier stelle ich dir das versprochene Schätzchen vor: mitten im Nirgendwo, zwischen märchenhaft klingenden Orten wie Oberdeich und Morgenland liegt die Seute Stuuv. Der Name ist plattdeutsch. Übersetzt wird er mit „Süße Stube“. Und süß ist sie wirklich. Im Obergeschoss eines über 100 Jahre alten Bauernhauses, unter knarzendem Gebälk, versteckt sie sich wie ein Nest, das seine Gäste liebevoll willkommen heißt.

Tür zur Ferienwohnug an der Nordsee
Tür mit Klingel
Altes Fahrrad mit Milchkanne
Nordsee Urlaub: Deko Elemente
Vorgarten der Ferienwohnung an der Nordsee

Die Seute Stuuv wurde im Jahr 2019 zum Leben erweckt. Aus ungenutzten Räumen im Dachgeschoss wurden Wohnstube, Küche, Schlafzimmer, Bad und Kinderzimmer. Und Stück für Stück der Charme alter Zeiten und viel Nordseeflair mit eingelassen.

Das Haus strahlt schon von außen Gemütlichkeit aus. Wie wohlig es einem erst wird, wenn man die knarzende Treppe hinaufsteigt, durch einen kleinen Flur geht und dann die Holztür zum Wohnbereich öffnet! An der Wand hängen Hausschuhe und schräg gegenüber steht ein Kamin. Kindern wird wohl zuerst die Schaukel auffallen, die mitten im Raum hängt. So einfach, aber die Mäuse freuen sich wie verrückt!

Ich kann mir vorstellen, dass sich manche Gäste wie zu Besuch in einem Museum fühlen. In der gesamten Wohnung findet man Deko und Einrichtung aus längst vergangenen Tagen. Und viele Stücke davon sind sogar Originale. Zum Beispiel der Herd, der aus den 1950ern stammt.

Das Hauptschlafzimmer
Nordsee Urlaub: das Kinderzimmer in der Seute Stuuv.
Das Kinderzimmer

Deine Gastgeber

Deine Gastgeber sind passionierte Hobbygärtner, sodass du dich beim Blick in den Garten an hunderten, teilweise seltenen, Pflanzen erfreuen kannst. Für deinen Garten zu Hause kannst du dir nützliche Tipps, und wenn du willst, auch Kräuter aus dem Hofverkauf mitnehmen. Denn für einen „Schnack“ mit den Feriengästen ist immer Zeit. Im Sommer gibt es frische Tomaten und Zucchini zu kaufen. Wie wäre es damit: daraus fix eine Gemüsepfanne kochen und dann schnell mit dem Teller nach unten in die Sitzecke im Vorgarten verkrümeln? Die Seute Stuuv liegt zwar an einer Straße, aber keine Sorge – zu laut und hektisch wird es trotzdem nie. Auf dem Land kann es allerdings vorkommen, dass ab und zu ein Trecker vorbeifährt. Einfach freundlich grüßen und schon ist es wieder ruhig.

Blick aus dem Schlafzimmerfenster
Blick aus dem Küchenfenster

Urlaub an der Nordsee: was unternimmt man in und um Butjadingen?

Man geht an die Küste. Zum schwimmen und sonnenbaden oder zum wattwandern. Gern auch zum Eis- und Pommes essen. Bei gutem Wetter kann man gleich mit dem Rad fahren, denn Wege gibt es genug. Und wenn das Wetter einmal (ausnahmsweise, haha) nicht so freundlich ist, dann geht man wahlweise auf Weltreise im Klimahaus Bremerhaven oder man macht es sich in einem Teehaus bequem. Oder aber man lässt sich an der Nordsee die steife Brise um die Nase wehen und spürt dabei die rohe Kraft der Natur. Nur um hinterher einen Grund zu haben, den Kamin in der Stube anzufeuern.

Nordsee Urlaub: Fischkutter in Fedderwardersiel
Typisch Nordsee Urlaub: Fischkutter in Fedderwardersiel.

Seute Stuuv – FAQs

Antworten auf die meist gestellten Fragen

Für wen eignet sich die Ferienwohnung?

Für Paare und kleine Familien mit einem Kind (+ Baby im selbstmitgebrachten Babybett). Besonders gern kommen auch Freundinnen in die Seute Stuuv.

Wie viele Zimmer gibt es in der Seute Stuuv?

Es gibt neben Bad, Wohnzimmer und Küche, zwei Schlafzimmer. Man kann entweder nur das Hauptschlafzimmer mit einem Doppelbett buchen oder beide Schlafzimmer. Das kleine Schlafzimmer ist mit einem Einzelbett ausgestattet.

Gibt es in der Küche Geschirr und Kochutensilien?

Ja, die Küche ist mit allem ausgestattet, um für drei Personen etwas Leckeres zu kochen.

Ist die Ferienwohnung barrierefrei?

Die Wohnung ist nicht barrierefrei, da eine steile Treppe in den ersten Stock führt.

Gibt es einen Außenbereich für Gäste?

Ja, im Vorgarten gibt es eine liebevoll hergerichtete Sitzecke für die Feriengäste.

Gibt es in der Seute Stuuv WLAN?

Ja, Gäste können das WLAN kostenfrei nutzen.

Kann ich mein Haustier mitbringen?

Nein, die Ferienwohnung ist nicht haustiergeeignet. Auch Allergikern zuliebe sind keine Haustiere gestattet.

Muss man Handtücher und Bettwäsche mitbringen?

Nein, Bettwäsche, Handtücher und Geschirrtücher werden am Anfang des Aufenthaltes kostenfrei zur Verfügung gestellt. Aber Toilettenpapier und Drogerie-Artikel bringen die Gäste selber mit.

Wo buche ich meinen Urlaub in der Seute Stuuv?

Ganz easy über die Buchungsplattform Booking.com.

Direkt von der Nordsee in den Schwarzwald? Hier geht´s lang:

enthält unbezahlte Werbung

Stell dir vor, du wirst am Morgen von Vogelgezwitscher und Sonnenstrahlen geweckt, du schiebst die Seitentür deines Campers auf und vor deinen Augen breitet sich ein Bergpanorama in allen Grüntönen aus. Die Luft ist trocken und duftet nach Rosmarin. Es wird von Minute zu Minute wärmer, aber du weißt, dass es von hier aus nur wenige Schritte sind zum kühlen Fluss mit seinen intensivblauen Badestellen. Willkommen, du befindest dich auf einer französischen Insel im Mittelmeer: Korsika. Dir gefällt es hier? Dann solltest du jetzt aufpassen, denn ich führe dich ein wenig herum und gebe dir Tipps, wie du das Beste aus deinem Roadtrip herausholen kannst.

Korsika ist eines der eindrucksvollsten europäischen Reiseziele für Camper, denn bei einer Rundreise erlebt man die unterschiedlichsten und spektakulärsten Landschaftsformen auf kleinstem Raum. Die Entfernungen auf Korsika sind sehr entspannt. Mit einer Länge von 183 Kilometern bietet die Insel genug Raum für Abenteuer und ist dabei immer noch so klein, dass man in 10 Tagen ganz locker vom Norden in den Süden und wieder zurückreisen kann.

Auf Korsika findet jeder sein Glück

Berge oder Meer, Action oder Kultur? Vor einem Roadtrip durch Korsika muss man sich diese Frage gar nicht erst stellen. Bei der Vielfalt, die dieses außergewöhnliche Stück Frankreich bietet, ist alles möglich. Wir haben an einem Tag in einer einsamen Bucht gebadet, am nächsten Tag sind wir durch eine mondäne Stadt gebummelt und am übernächsten Tag inmitten eines zerklüfteten Gebirges gewandert. Es ist einfach wundervoll, wie unterschiedlich sich die Insel mit jedem Standortwechsel zeigt.

120 Gipfel über 2000 Meter, damit ist Korsika die höchste Mittelmeerinsel. 1000 Kilometer Küste, nur 15% davon besiedelt – das macht sie zu einem Naturparadies.

Campingplatz auf Korsika

Wir sind ausgerechnet im Corona-Sommer 2020 losgefahren, nachdem uns ganz plötzlich das Fernweh gepackt hatte. Zuerst ging es durch Deutschland, die Schweiz und Norditalien, geradeaus Richtung Süden. Vor der Fährüberfahrt am nächsten Morgen haben wir eine Nacht in der Nähe von Savona verbracht und schon dort magische Momente erlebt, als in den Olivenbäumen leuchtende Glühwürmchen auftauchten und kurz vor Sonnenaufgang Rehe durch das schlafende Dorf streiften. Es kommt nicht selten vor, dass während der Fährüberfahrt Delfine gesichtet werden und ja, auch dieses Glück hatten wir. Welch ein vielversprechender Auftakt (wenn man einmal über die situationsbedingten Kontrollen am Hafen absieht).

Fähre nach Korsika
Die Delfine wollten leider nicht mit drauf.

Meer bitte!


Wenn man auf der 6-stündigen Fahrt permanent das Meer vor Augen hatte, möchte man nach der Ankunft auf der Insel nur eines: INS Meer! Daher sind wir etwa 40 Minuten die Ostküste hinuntergefahren und haben einen der ersten Campingplätze mit direktem Strandzugang aufgesucht: Camping U Punticchio. Die Sanitäranlagen sahen, vor allem von außen, gruselig aus. Aber wir hatten freie Platzwahl, sodass wir in erster Reihe zum Strand stehen konnten. Auf Korsika ist es übrigens keine Seltenheit, dass man in diesen Genuss kommt, denn es gibt hier viele Campingplätze in erstklassiger Lage. Dann heißt es nur: morgens früh aufstehen, damit man im weichen Licht der aufgehenden Sonne vor allen anderen ein Bad im Meer nehmen kann.

Ein Bad im Meer
Guten Morgen Sonne!

„Leben wie Gott in Frankreich“ kann es sein, dass diese Redewendung auf Korsika geboren wurde?

Abends gibt es Burger korsischer Art an der Strandbar, es weht eine sanfte Brise, dazu ein oder zwei Cocktails, und damit auch alles wirklich perfekt ist, legt ein DJ auf, der aussieht, als wäre er tagsüber Surfer. Und zwar richtig gut. Das kann doch alles nicht wahr sein.

Bäume am Strand von Korsika

Und schon ist man mittendrin. Entspannung geht auf Korsika schnell. Alles andere geht eher langsam und das ist auch gut so. Eine Rundreise auf der Insel ist völlig stressfrei und das ist etwas, das ich an ihr liebe. Keine Metropolen, keine sechsspurigen Straßen, keine Wolkenkratzer, alles ist klein gehalten und überschaubar. Man spürt den Puls des Mittelmeers überall. In jeder kleinen Gasse, in jedem Gespräch, in allen Farben.

Nach den ersten Tagen am Strand fuhren wir weiter die Ostküste hinunter, hielten immer mal wieder an einem Straßenstand und schlenderten auch über einen der typischen korsischen Märkte. Wein, Gemüse und vor allem Nektarinen muss man unbedingt am Straßenrand kaufen! Ich habe nie zuvor in meinem Leben so süße und duftende Nektarinen gegessen! Aber ein Markt lohnt sich allein der Stimmung wegen schon. Es ist ein buntes Treiben zwischen locker zusammengewürfelten Marktständen aller Art. In den Bäumen flattern selbstgemachte Makramees und Traumfänger, die Marktleute helfen sich gegenseitig mit Kleingeld aus und Chinaware sucht man hier vergeblich. Hungrig fährt hier auch keiner weg. Für die Weiterfahrt haben wir uns mit unterschiedlich gefüllten Teigtaschen ausgestattet. Fantastisch!

Mit dem Kauf von korsischen Produkten unterstützt du die Erzeuger vor Ort. Bonus für dein grünes Gewissen: kurze Transportwege.

Stoffe auf einem korsischen Markt

Am nächsten Standort hatten wir täglich die Wahl zwischen drei Buchten mit türkisfarbenem Glitzerwasser, denn der Campingplatz Fautea liegt eingebettet zwischen Felsen auf einer Art Mini-Halbinsel. Hier konnten wir aufgrund der klaren Sicht schnorcheln und es waren sogar einige verschiedene Fischarten zu sehen, was leider nicht mehr selbstverständlich ist.

Strand und alter Turm
Blick auf einen weitläufigen Strand auf Korsika
Blaues Meer und Steine
Korsika von oben: Campingplatz

Eine weiße Perle im blauen Meer

Ich bin am liebsten in der Natur unterwegs, aber eine Stadt auf Korsika musste ich sehen, das war von vornherein klar: Bonifacio. Die Häuser kleben hier an steilen Felsen hoch über dem Meer. Der Kontrast zwischen dem weißen Kalkstein und dem Blau des Wassers ist atemberaubend. Die Stadt strahlt dadurch eine Frische aus, die durch ihre Eleganz unterstrichen wird. Im Hafen liegen Yachten, deren Preise uns wahrscheinlich schwindlig machen würden. Ein buntes Nostalgie-Karussell vor dieser Kulisse, teure Restaurants und Cafés in allen Gassen verleihen der Stadt einen vornehmen Charakter. Wir konnten uns dennoch nicht beherrschen und bestellten zwei Bier in einem Bistro. Das kostete uns dann 16,00 Euro. Dafür gab es den Ausblick auf die Kalkfelsen on Top.

Weiße Klippen und blaues Wasser

Nach einem Tag bei Hitze in der Stadt, freuten wir uns sehr auf einen ruhigen Ausklang. Unsere Residenz für die nächsten Tage war ein Bauernhof im Süden. Hier gab es sogar einen Pool (dessen Öffnungszeit wir am ersten Tag verpasst haben), ein Restaurant und Weine aus eigener Herstellung.

Goldenes Licht auf Feldern
Swimmingpool auf einem korsischen Bauernhof

Ich würde sagen, da sind wir dann auf das höchste Level der Entspannung gekommen. Abende in der schaukelnden Hängematte, Tage an einsamen Stränden. Strände, die es mit ihren rundgeschliffenen Granitfelsen und dem weißen Sand, beinahe mit denen auf den Seychellen aufnehmen könnten.

Steine am Strand
Rundgeschliffene Granitblöcke
Felsformationen auf Korsika

Mitten durch Korsika

Wir hätten etwas verpasst, wenn wir nicht im Zickzack einmal mitten über die Insel gefahren wären. Ich kann jedem nur ans Herz legen, das Inselinnere zu entdecken, erst hier zeigt Korsika sich von ihrer wilden Seite. Die Fahrt führt durch bildschöne Dörfer, durch dichte Wälder und über schwindelerregende Berge. Es ist ratsam sich für diese Fahrten viel Zeit zu nehmen. Wir haben es sehr genossen, die Ursprünglichkeit dieser Gegend bei unseren Spaziergängen durch kleine Dörfer zu erleben.

Und wir kamen auch nicht umhin, an einer Flussbadestelle anzuhalten und uns abzukühlen. Dabei sind wir dem Flusslauf über teils riesige Steine gefolgt, bis wir den perfekten Platz für einen Sprung in das verführerische Smaragdgrün des Wassers gefunden hatten. An diesem Abend haben wir auf dem Campingplatz U Ponte Grossu sehr hungrig die vielleicht beste Pizza unseres Lebens verschlungen. Dieser liegt direkt an einem Fluss und man hörte die Kinder bis zur Abenddämmerung hinein vergnügt über die Steine springen.

Camping de Peridundellu Venacu – hinter diesem unaussprechlichen Namen steckt einer der schönsten Orte unserer Rundreise. Klein, hoch oben, mitten in den Bergen. Die Tage vertreibt man sich hier am besten am Fluss im Tal. Der Spaziergang dorthin kann anstrengend sein, je nachdem wie heiß es ist, aber umso erfrischender ist das Bad im wieder einmal glasklaren Wasser.

Badegumpe auf Korsika

Geführt wird der Campingplatz von einem kleinen, älteren Herrn, der den ganzen Tag ein strahlendes Lächeln im Gesicht trägt. Ein Multitalent noch dazu. Morgens sitzt er an der Rezeption, mittags kümmert er sich um die Reinigung der Sanitärräume (die waren blitzsauber!) und um Reparaturen. Abends kocht er mehrgängige Menüs. Dazu serviert er seinen besten Wein und scherzt mit seinen Gästen. Im Vergleich zur Küche des französischen Festlandes, ist die korsische Küche etwas deftiger. Oh mon Dieu – es war fantastisch!

Das Beste kommt zum Schluss

Ich kann mich nicht entscheiden, was wirklich das Beste auf dieser Reise war. Vielleicht das Asco-Tal. An steilen Abgründen entlang führen Serpentinen durch ein Wunderwerk der Natur. Esel und Pferde stehen mitten auf den Straßen, abseits davon Dörfer, die vertikal an die Berge gebaut wurden. Man fragt sich unweigerlich, ob Menschen mit Höhenangst hier leben könnten.

Camper im Asco-Tal

Und so stießen wir noch einmal auf einen besonderen Ort hier auf Korsika, Ile de beauté – Insel der Schönheit. Im Wald, zwischen den Bergen. Natürlich kann man den ganzen Tag in der Hängematte liegen und hin und wieder über die Steine hüpfen, um ein Bad zu nehmen. Man kann allerdings auch zu einer Wanderung aufbrechen und dabei schwitzen und keuchen, an deren Ende aber so etwas wie den Goldtopf finden.

Naturpool in den Bergen auf Korsika

Der Campingplatz Camping Monte Cinto liegt dem höchsten Berg Korsikas sozusagen zu Füßen. Mitten im Wald, direkt am Fluss, fühlt man sich der Natur sehr nah. Von hier aus sind die schönsten Wanderungen möglich. Und auf diesen kann man durchaus einsam sein. Zumindest im Sommer 2020 ist uns keine Menschenseele begegnet und so waren wir ganz für uns, als wir in der brütenden Mittagshitze, mit Blasen an den Füßen, einen Wasserfall erreichten.

Unseren letzten Tag auf Korsika verbrachten wir auf dem Campingplatz Camping a Casaiola. Dieser liegt im Norden, auf der Halbinsel, die sich Cap Corse nennt. Gegenüber der Zufahrtsstraße liegt das dazugehörige Restaurant. Wenn man dort essen möchte, lohnt es sich vorab zu reservieren. Und zwar einen Tisch auf der Terrasse mit Blick über das Meer bis nach Elba. Beim Sonnenuntergang, mit einem Glas Wein in der Hand und diesem Bild vor Augen, fällt der Abschied von dieser Insel schon schwer.

Pool auf einem Campingplatz auf Korsika
Camping Casaiola: mit Pool

Das war eine Liebeserklärung. Wir kommen wieder, ganz bestimmt. Und du? Ich hoffe, dir hat dieser Vorgeschmack gefallen.

Infografik Korsika

Und wenn du nach noch mehr Inspiration für deinen nächsten Camping-Urlaub suchst, dann schau doch mal hier:

*Beitrag enthält unbezahlte Werbung (Verlinkungen, Ortsnamen, Empfehlungen)

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Eine Doku über die Seenomaden im Golf von Tomini war es, die mich so sehr fasziniert hatte, dass ich mir vornahm, eines Tages nach Indonesien zu reisen. Vor allem wollte ich auf den Togian Inseln das Volk der Seenomaden besuchen. Menschen, die ihr Leben fast ausschließlich auf dem Meer verbringen. Unsere Reise begann bereits viele Monate, bevor wir einen Fuß auf indonesischen Boden setzten. Flo und ich kauften uns gemeinsam unsere ersten Backpacks und damit wir wussten, womit wir sie füllen sollen, saugten wir jede Information, die wir vorab bekommen konnten, in uns auf. Am Ende waren wir recht gut gerüstet, aber nicht auf alles vorbereitet.

Feste Seifen statt Duschgel, korallenfreundliche Sonnencreme, faltbare Trinkflaschen, Stirnlampen und Kokosöl statt Conditioner gehörten zur Spezialausrüstung unserer Reise. Alles, was sich später als sinnvoll und notwendig erwiesen hat, findest du in einer Packliste unter diesem Beitrag. Dort gibt es auch nützliche Zusatzinformationen.

Ich kaufte kleine Geschenke für die indonesischen Kinder und Flo machte mitten im Winter in eiskalten, norddeutschen Seen seinen Tauchschein, damit wir gemeinsam die Unterwasserwelt Indonesiens erkunden konnten. Irgendwo lasen wir, von der einzigartigen Ursprünglichkeit der Togian Inseln. Das Dorf Pulau Papan hatte es uns besonders angetan. Da wollten wir hin. Aber vorher sollte es nach Zentral-Sulawesi gehen.

Erste Schritte auf Sulawesi – die Reise beginnt

In der Straße von Makassar zu tauchen, verspricht die Begegnung mit jedweden Meeresbewohnern, von denen wir als Taucher träumen. Walhaie, Riffhaie, Napoleons, Büffelkopfpapageifische. Diese Erwartung lässt uns eine Anreisedauer von insgesamt 30 Stunden in Kauf nehmen. Von Amsterdam über Singapur bis nach Balikpapan. Und da Verspätungen bei indonesischen Fluggesellschaften offenbar zum guten Ton gehören, sind wir auch wenig überrascht, als wir erst nach fast 40 Stunden unseren Zielflughafen in Palu auf Sulawesi erreichen. Dort holt uns spätabends ein Fahrer ab und bringt uns über eine sehr lange Straße, die von Verkaufsständen gesäumt ist, in unsere erste Unterkunft nach Donggala. An der Spitze der Palubucht liegt das weit und breit einzige Tauchresort Prince John Dive Resort. Uns empfängt dort eine unvergleichliche Ruhe. Vielleicht drei weitere Gäste sitzen noch an der kleinen Strandbar, als uns eiskaltes Bier serviert wird. Das Dorf nebenan scheint schon zu schlafen.

In der Nacht zieht der Wind über die nach oben hin offenen Wände und Fledermäuse kreisen über unserem Bett. Trotzdem schlafen wir himmlisch. Mit den ersten Sonnenstrahlen stehen wir am nächsten Morgen auf unserer Terrasse und können zum ersten Mal mit den Augen erfassen, wohin uns der Weg geführt hat. Vor dem Holzgeländer steht ein riesengroßer Baum mit Orchideen, darunter liegt das türkisblaue Meer.

Sulawesi: Ausblick auf das Meer.
Ausblick von der Terrasse.

Auch im Paradies gibt es Schatten

Die Illusion der Vollkommenheit hält sich, während wir uns Stufe für Stufe dem Strand nähern. Palmen, weißer Sand, blaues Wasser und… wir können nicht glauben, was die Flut in der Nacht herangespült hat: Unmengen von Plastikmüll. Auf zahlreichen Bildern im Internet hatte ich bereits gesehen, wie es auf Bali und den Gili-Inseln aussieht. „Wie gut“, hatte ich dann immer gedacht, „dass wir uns ein weniger touristisches Ziel ausgesucht haben.“

Donggala liegt im Westen des zwischen Borneo und Neuguinea gelegenen Zentral-Sulawesi und ist touristisch kaum erschlossen.

Gemeinsam mit dem Personal des Resorts räumen wir den angeschwemmten Unrat weg. Aus dem Kopf bekommen wir ihn nicht so schnell.

Wie sieht es unter der Wasseroberfläche aus?

Wir lassen es uns nicht nehmen, direkt nach dem Frühstück einen Blick zu riskieren. Mit Maske und Schnorchel verlassen wir diese Welt und tauchen ein in eine andere. Hier tobt das Leben. Blauorangegestreifte Papageifische beobachten uns, während wir uns fassungslos um uns selbst drehen. Schwämme, Korallen, Doktorfische und viele bunte Fische, die ich nicht zuordnen kann – überall! Immer wieder tauchen wir auf, kreischen, lachen und finden keine Worte. Wir bleiben so lange drin, dass uns selbst im 29°C warmen Wasser kalt wird.

Holzboot am Strand

Der Strand gehört nicht uns. Es steht hier an der Tagesordnung mit den Einheimischen für Fotos zu posieren. Die Verwandten aus der Stadt kommen extra hier her, um die exotischen Europäer zu bewundern. Sie sind alle kontaktfreudig, höflich und ganz und gar zauberhaft. Wie offen und flexibel man seinen Glauben leben kann, könnten diese Menschen kaum besser zum Ausdruck bringen. So kommt es vor, dass selbst die Männer von den muslimischen Frauen herzlich gedrückt werden. Ein Mädchen mit Hijab legt den Arm um meine Hüfte, bereit für das Foto. Zum Dank mustert sie mein Gesicht und sagt: „you are so beautiful“. Ich werde rot. Aber ich freue mich.

Die Menschen machen das Land

Dass wir unser Mittagessen im Dorf zu uns nehmen, ist Ehrensache. Den Fisch dazu dürfen wir uns vorab aus einer Styroporbox aussuchen. Während er auf einem einfachen Grillrost frisch für uns zubereitet wird, setzen wir uns an einen der Plastiktische in der schlichten Holzhütte. Der Duft von Nelkenzigaretten steigt uns in die Nase. Ein alter Mann geht am Fenster vorbei, entdeckt uns und ändert schnell seine Richtung. Er wählt den Tisch neben uns und bestellt sich einen Kaffee. Er beobachtet uns. Nach kurzer Zeit zieht er sein Handy aus der Tasche und zeigt uns seine Familie. Er fragt uns nach unseren Familien und wir zeigen ebenfalls Fotos. Seine Neugier ist gestillt und er verabschiedet sich, bevor wir beginnen, zum ersten Mal in unserem Leben Reis ohne Besteck zu essen.

Ein typisches Restaurant auf Sulawesi.

Selten zuvor habe ich auf Reisen Menschen erlebt, die ebenso sehr an uns interessiert sind, wie wir an ihnen. „Hello Mister“ rufen sie uns winkend zu, wann immer wir durch das Dorf gehen. Damit meinen sie auch mich, denn „Miss“ ist nur den wenigsten bekannt. Einmal laufen wir bei brütender Hitze in ein weiter entferntes Dorf, wo wir gleich noch exotischer wirken. Kinder rennen auf uns zu, fragen nach unseren Namen und lachen sich ins Fäustchen. Eine Frau fasst mir ins Gesicht und reibt danach lachend den Bauch einer Schwangeren. Damit wünscht sie dem Kind, dass es genauso wird wie wir Europäer, so erzählt man uns hinterher. Ob das wirklich erstrebenswert ist?

Den Rückweg ins Dorf schaffen wir nicht mehr. Wir fragen zwei Einheimische mit ihren Motorrollern, ob sie uns zurückbringen können. Ohne zu zögern überreichen sie uns einen ihrer Roller und begleiten uns auf unserer Fahrt. Sie verlangen kein Geld, wir zahlen, was wir für richtig halten.

Indonesische Kinder auf der Straße.

Ausflüge in die Umgebung

Wawi, ein Angestellter des Resorts, unternimmt mit uns einen Ausflug zu einem Wasserfall. Während der Fahrt dorthin erzählt er uns von seinem Land, von seiner Familie und seinem Leben in Donggala. Danach bringt er uns in das hübscheste Restaurant, das wir je gesehen haben. Es liegt mitten in den Reisfeldern. Statt Wände gibt es weiße Vorhänge, die im Wind wehen, und den Blick auf nebelverhangene Berge freigeben. Alles ist so schön, dass es uns fast surreal vorkommt. Bis wir uns auf den Rückweg machen und uns der beißende Gestank von verbranntem Plastik in die Nase steigt. Da ist er wieder – der Müll. Er raubt uns fast den Atem. Wawi erzählt, dass die Menschen hier keine anderen Möglichkeiten haben, ihn loszuwerden. Dass das System fehlt, erkennen wir an den Straßenrändern. Sie sind alle gesäumt von Plastikflaschen, Einwegbechern, alten Flipflops, Tüten, Trinkhalmen, Zahnpastatuben, Shampooflaschen – was tun wir unserem Planeten nur an?

Plastikmüll, in Indonesien ein großes Problem.

Die Unterwasserwelt vor Donggala

Wir gehen tauchen. Flo erlebt zum ersten Mal die Unterschiede zwischen deutschen Seen und exotischen Meeren. Die Sicht ist klar, das Wasser warm und es zieht etwas an uns: die Strömung. Wir lassen uns in die Wellen fallen, gleiten hinab und blicken in das endlose Blau. Ich begegne der ersten Meeresschildkröte meines Lebens. Ich bin zwar klein, dass sie aber größer ist als ich, lässt uns kurz die Zeit vergessen. Nasrun gibt uns ein Zeichen: er will uns einen Tintenfisch zeigen. Ich hätte lieber noch etwas Zeit mit der Schildkröte verbracht.

Tauchen auf Sulawesi: Tauchboot im Meer.

In den folgenden Tagen sehen wir keinen Walhai und keinen Mantarochen. Aber wir erleben eine Unterwasserwelt, die so bunt und intakt erscheint, dass nur die vereinzelt vorbeischwimmenden Plastiktüten sie trüben könnten.

Ab auf die Togian Inseln

Irgendwann können wir die Weiterreise kaum erwarten. Wir wollen in das sagenumwobene Seenomadendorf. Eine kleine Propellermaschine bringt uns auf dem Luftweg von Palu nach Ampana. Als wir eine der Motorrad-Rikschas ergattern, spricht uns jemand von hinten in unserer Muttersprache an. „Hey, wohin geht´s?“ „Zum Hafen. Willst du mit?“ „Hi, ich bin Tim. Und ja.“ „Wir sollten uns beeilen, ein paar Millionen müssen wir bis dahin noch zusammen bekommen.“

Das mit dem Geld ist so eine Sache hier in Indonesien. Pro Abhebung erhält man am Geldautomaten höchstens eine Million Rupiah, umgerechnet etwa 64 Euro. Nicht jeder Automat funktioniert und nicht jede Karte wird immer angenommen. Will man zu zweit 10 Tage auf entlegenen Inseln ohne Internetverbindung verbringen, dann muss man einige Banken ansteuern. Ärgerlich, aber typisch für uns: wir haben uns nicht rechtzeitig drum gekümmert. Also lassen wir uns im Zick Zack zum Hafen bringen, halten an sämtlichen Automaten und fühlen uns wie zwei flüchtige Bankräuber.

Erst buchen, dann Leinen los

Wir kommen rechtzeitig an. Aber zuerst müssen wir noch an der Hafenlady vorbei. Eine ältere Dame, die uns herausfordernd anlächelt und mir bedeutet, Platz zu nehmen. Ich kaufe Tickets für die Hinfahrt. Aber als es an die Tickets für unsere Rückreise geht, beginnt sie zu verhandeln und ihr Lächeln bekommt etwas Verschmitztes. Wir sollten doch unsere Zeit auf den Togian Inseln ganz ausnutzen. Es gebe da eine Nachtfähre, die es uns ermögliche, vom Hafen direkt zu unserem Flug zu gelangen. Ich bin mir unsicher, ob das alles wahr ist und es erscheint mir risikoreich. Aber ich stelle mir vor, wie es wäre, nachts auf dem offenen Meer oben an Deck zu liegen und in den Sternenhimmel zu schauen. Ich willige ein und bezahle.

Selbst Tim, der bereits ein halbes Jahr auf Java studiert hat, und einigermaßen die indonesische Sprache beherrscht, weiß nicht recht, was er von diesem Plan halten soll.

Welcome to paradise!

Eine knappe Stunde später verlässt Tim das Speedboot am Anleger einer winzigen Insel. Ich werde fast neidisch, so schön sieht sie aus. Doch wenig später werden wir an einem kleinen Holzanleger abgesetzt und unter unseren Füßen glitzert das Wasser. Noch blauer, noch klarer als in Donggala. Ich sehe die Korallen, die Fische, die Farben und möchte eins werden mit dem Meer.

Ein Auslegerkanu mit lautem Außenbordmotor bringt uns in das Resort Poki Poki auf die Insel Pulau Batudaka. Mit den Worten „Welcome in Paradise!“ werden wir empfangen. „Ihr habt Glück, eine Nacht könnt ihr bleiben.“ Ein drahtiger, junger Mann führt uns zu unserer Bambushütte direkt am Strand. Kaum mehr als ein Bett mit Moskitonetz und ein einfaches Mandi-Bad, entspricht sie genau dem, was wir uns vorgestellt hatten. Einfachheit in der Einrichtung befreit unseren Geist und wir können uns völlig auf die Umgebung einlassen.

Wer zum Poki Poki gelangen will, muss dem Kapitän sagen, dass er an der Anlegestelle „Araya Dive Resort“ halten soll.

Das Schild "Poki Poki" auf den Togian Inseln.
Typische Unterkunft auf den Togian Inseln: eine einfache Bambus Hütte.

Mandi-Bad = Wasserbecken und Schöpfkelle

Abends fahren Flo und ich mit dem Einbaum hinaus, schnorcheln, hängen im Boot herum und genießen den Sonnenuntergang. Zu Abend essen wir an einem langen Tisch mit Reisenden aus aller Welt und hören viele Geschichten. Ganz klischeehaft hat jemand eine Gitarre dabei und wir bekommen ein Gefühl dafür, was es bedeutet vollkommen frei zu sein.

Holzsteg im Sonnenuntergang auf den Togianinseln.

Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem heftigen Regenguss und Donnergrollen. Ein niederländisches Paar hat sich uns angeschlossen. Gemeinsam werden wir die Insel verlassen und uns ein Boot nach Pulau Kadidi teilen. Unser Boot dümpelt schon am Steg und wartet auf uns, während wir schaukelnd in unseren Hängematten darauf warten, dass der Regen vorüberzieht.

Wie lautet die Steigerung von Paradies? – Togian Inseln!

Nach dreistündiger Fahrt biegen wir an riesigen Felsen rechts ab und erblicken einen weißen, sichelförmigen Strand. Er wirkt wie eine Filmkulisse. Über Seegrasfelder und Korallen steuern wir auf ihn zu. Dieser Anblick löst die panische Frage in uns aus „wird man hier wohl gleich zwei freie Hütten für uns haben?“. Von weitem winkt man uns schon zu. „Harmony Bay“ steht auf einem Holzschild – ein klangvoller Name, der für immer mit unvergesslichen Tagen verbunden sein wird. Wir werden hier neue Dimensionen des Tauchens erleben, wir werden außerdem lernen, wie wichtig Zusammenhalt ist und dass wir nur wenige Dinge zum leben benötigen.

Die bedeutendste Person hier heißt Ali. Wir sehen uns um und treffen ihn zum ersten Mal an seiner Tauchstation. Während er die Ausrüstung putzt und sortiert, fragt er uns, ob wir vorhaben, tauchen zu gehen. „Of course!“ antworten wir und seine dunklen Augen beginnen zu lächeln.

Unvergessliche Abende

Nach dem Abendessen setzt er sich zu uns und den anderen Gästen. Die Tatsache, dass wir allesamt an einem Tisch sitzen, schweißt uns sofort zu einer Gemeinschaft zusammen. Zwei niederländische und zwei deutsche Paare, die sich beim Essen gegenseitig mit bekannten Witzen geneckt haben, hören nun gespannt Ali`s Geschichten zu. Er erzählt von seinen Anfängen als Taucher, von seinen Anstrengungen, das Riff zu schützen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Und er erzählt uns auch, dass er einmal unter einem Schwarm Papageifische hindurch getaucht ist, die die zu Sand vermahlenen Korallenreste genau über ihm ausschieden. „They pooped on my head!“ Dabei klatscht er sich immer wieder mit der Hand auf den kahlgeschorenen Schädel und bebt vor Lachen. Mit Tränen in den Augen sitzen wir alle da und halten uns die Bäuche.

Tauchen auf den Togian Inseln

Tauchen vor den Togian Inseln.

Dass Ali ein Meeresmann ist, erkennen wir in der Art, wie er uns die Unterwasserwelt entdecken lässt. Er zeigt uns mit liebevoller Hingabe Clownsfisch-Babys in violetten Anemonen und schafft es damit meinen Blick endlich auch auf die kleinen Dinge zu lenken. Nur mit seiner Hilfe entdecken wir farbenfrohe Nacktschnecken, Seepferdchen und gläserne Garnelen. Für Flo ist er der beste Lehrer, den sich ein Anfänger nur wünschen kann. Ali lehrt ihn mit dem Meer zu verschmelzen. Zwischen den Tauchgängen sitzen wir an Deck und ein kleines Radio spielt europäischen Pop. In der Ferne entdeckt Ali eine Delfinschule und bringt uns einige Meter näher heran. Die Delfine sind nicht an uns interessiert und so bleibt es bei einer sehr kurzen Begegnung, die mir aber beinahe Tränen in die Augen treibt. Ich bin Ali sehr dankbar dafür, dass wir ihnen nachsehen, statt ihnen nachzujagen.

Nach einem kleinen Sturm in der Nacht liegt auch an diesem Strand Plastikmüll. In Donggala sagte mir jemand, es sei ein Kampf gegen Windmühlen. Doch wieder greife ich nach jedem Plastikbecher und – im wahrsten Sinne des Wortes – nach jedem Strohhalm. Es gesellen sich nach und nach alle dazu. Hotelgäste sowie Hotelangestellte, nie zuvor habe ich eine vergleichbare Gruppendynamik erlebt. Innerhalb einiger Minuten schaffen wir es gemeinsam, den Strand wieder sauber zu bekommen. Wir halten zusammen auf dieser kleinen Insel.

Reisen bedeutet Abschied nehmen – immer wieder

Was hat Adam und Eva dazu bewegt den Garten Eden zu verlassen? Jetzt weiß ich es. Es gibt noch so vieles zu entdecken. Und trotzdem ist mir schwer ums Herz, als wir nach fünf Tagen dieses Paradies hinter uns lassen, um unserem Ziel näher zu kommen. Wir stoßen auf der Insel Malenge auf das kleine Resort Malenge Indah und bleiben. Hier lernen wir neue Persönlichkeiten kennen. Und hier werden wir erleben wie angsteinflößend die Natur sein kann.

Unwetter in der Nacht

Auf unserer Reise sehen wir jeden Abend in der Ferne ein Wetterleuchten. Manchmal hört man auch ein Grollen und ab und zu regnet es. Wir rechnen nicht damit, dass sich daraus ein Unwetter ungeahnter Größenordnung entwickeln kann.

Ein Knall weckt uns. Keine Sekunde später ist unsere Hütte taghell erleuchtet. Wir hören den Wind, wie er durch den hinter uns liegenden Dschungel rast und über den Hang direkt auf uns hinabstürzt. Er greift unter das Wellblechdach, hebt es an und lässt es gleich wieder fallen. Ein ohrenbetäubendes Donnern folgt und gleichzeitig zittern die dünnen Fensterscheiben. Unser Bett wird durchgeschüttelt, während eine gleißende Helligkeit die Nacht zum Tag macht.

Unsere Hütte liegt nur wenige Meter vom Meer entfernt und ich frage mich, ob dieses gleich zur Tür hereinkommt. Ich liege steif auf dem Bett und es gehen mir die Bilder des Tsunami von 2004 durch den Kopf. Ich denke wie ein kleines Kind an meine Mama, und hoffe, dass ich ihr hier nicht verloren gehe. Hier auf einer winzigen Insel mitten im Meer. Flo und ich vereinbaren, dass wir in den einzigen gemauerten Raum, das Bad, flüchten, sollten die Wände nachgeben.

Nach dem Sturm

Die Wände halten und wir erleben den nächsten Morgen. Wie gerädert treten wir durch die Tür, und es würde uns nicht überraschen, wenn es die Nachbarhütte nicht mehr gäbe. Es gibt sie noch. Die Einheimischen fegen, räumen auf und grüßen fröhlich, während uns Fabienne von nebenan ungläubig ansieht. Hier auf den Togian Inseln hat man schon anderes erlebt, ein kleines Unwetter ist da nicht der Rede wert. Aber wir beschließen, doch nicht die Nachtfähre zurück nach Ampana zu nehmen. Währenddessen bereitet man für uns das Frühstück zu, wie jeden Morgen, und ein Boot bringt uns weiter in Richtung Pulau Papan.

Ein Auslegerboot als Taxi zwischen den Togian Inseln.
Echt abenteuerlich:“ Taxifahrten“ auf den Togians – man sitzt hart und wird nass.

In einer blauen, tiefblauen Lagune liegen die Lestari Cottages. Als das Auslegerboot noch lautlos über das Wasser gleitet, ducke ich mich unter das Dach hindurch, um unsere Gastgeber zu begrüßen. Wir machen an einem bunten Holzsteg fest und sehen Frauen, die auf dem Boden sitzen, kochen und Bettwäsche mit der Hand waschen. Wir gehen an wild durcheinandergewürfelten Tischen und Stühlen vorbei. Uns voran geht Akbar, der noch schnell eine Hütte für uns bezugsfertig macht und uns nebenbei Gecko-Eier in die Hand gibt. Wir sollen einen Platz für sie suchen, an dem sie sicher sind. Den Jungen schließen wir sofort in unser Herz.

Besuch im legendärsten Dorf der Togian Inseln

Noch am selben Tag setzen wir uns in einen schweren Einbaum, den wir so ungeschickt übers Wasser steuern, dass uns die Kinder auslachen. Pulau Papan liegt nur einige hundert Meter gegenüber. Pulau Papan – das ist ein Dorf, das teilweise auf Felsen, größtenteils aber auf Stelzen im Meer gebaut ist. Berühmt wurde es für den 800 Meter Langen Holzsteg, den die Bajau für ihre Kinder errichtet haben, damit sie die Schule auf der nächstgelegenen Insel selbstständig erreichen können. Das Dorf soll in seiner Ursprünglichkeit das Schönste der Togian Inseln sein. Es ist auch berühmt dafür, dass hier die Kinder besonders aufgeschlossen sind und sich über jeden Besucher freuen. Auf vielen Bildern im Internet haben wir gesehen, wie sie auf Neuankömmlinge zustürmen, mit ihnen spielen und schwimmen. Von solchen Seiten kam auch die Empfehlung, kleine Geschenke für die Kinder mitzubringen.

Türkisblaues Wasser zwischen den Togian Inseln.
Türkisblaues Wasser zwischen den Togian Inseln.

Als wir im Dorf ankommen, wirkt es still und verlassen. Das liegt sicher daran, dass wir in der Mittagshitze hier sind. Unterhalb des Steges haben wir festgemacht und laufen barfuß über glühend heiße Holzplanken bis wir die ersten Hütten erreichen. Wir fühlen uns wie Eindringlinge und trauen uns kaum, einen Blick nach rechts und links zu wagen. Es ist wunderschön hier, in der Tat. Blaue Blumenkästen zieren die Hauseingänge, zwischen den Häusern funkelt das Wasser in Türkis. Hühner laufen uns über den Weg und vereinzelt huschen auch Menschen an uns vorbei.

Die erste Begegnung mit den Einwohnern der Togians

Nachdem wir einen Rundgang gemacht haben und wir uns schon auf dem Rückweg befinden, läuft eine kleine Gruppe von Kindern auf uns zu. Voller Spannung begrüßen wir sie. Sie sind nicht schüchtern und lachen uns an. Was sie zu uns sagen, verstehe ich nicht. Aber jetzt bemerken wir, dass dieser Ort gar nicht so selten besucht wird. Die Kinder scheinen die Freigiebigkeit der Touristen zu kennen, es wirkt, als folgten sie einem Drehbuch. Sie führen Tänze auf und deuten auf meine Armbänder. Ich nehme an, dass sie sie haben möchten. Wer kann es ihnen verübeln? Steht es den Menschen hier nicht zu ein klein wenig von ihrer Berühmtheit zu profitieren? Wir haben im Rucksack etwas für die Kinder dabei: Straßenmalkreide. Sie freuen sich, verschwinden damit und beginnen gleich, die Holzbohlen vollzukritzeln.

Dies war unser einziger sozialer Kontakt auf Pulau Papan. Am Abend hören wir den Muezzin, ein inzwischen vertrautes Geräusch. Wir sehen die Lichter von Pulau Papan. So nah und doch so fern. Hier sind wir Touristen. Gewöhnliche Touristen, die eine Attraktion besucht haben.

Kinder auf den Togian Inseln.

Was uns berührt

Beim Schnorcheln ist uns aufgefallen, dass es hier sehr wenige Fische gibt. Viele Korallen sind in einem schlechten Zustand. Wir denken an die Explosionen, die wir beim Tauchen mit Ali immer wieder hörten. Er erzählte uns, dass das Dynamitfischen zwar verboten ist, aber immer noch praktiziert wird. Wir halten uns vor Augen, dass hier die Touristen auch noch „durchgefüttert“ werden müssen. An diesem Abend lassen wir uns etwas Vegetarisches servieren und nehmen uns vor, nie wieder Fisch zu essen. Ein älteres Paar sitzt uns gegenüber und versteht nicht, warum wir die Welt verbessern wollen. „Wir nehmen lieber alles noch mal mit.“ Und dann fangen sie an, lautstark zu erzählen, wie viel günstiger die Unterkünfte andernorts seien, für wie wenig Geld man in anderen Teilen Asiens essen könne und dass sie sich unter den Togian Inseln etwas anderes vorgestellt hätten.

Irgendwann wird es uns zu viel. Wir essen schnell auf und verabschieden uns an den Strand. Unter einem Holzpavillon sitzt eine Gruppe von Touristen zusammen und einer spielt Gitarre. Und wie zur Wiedergutmachung beginnt das Meer zu leuchten. Zuerst schimmern unsere Spuren im Sand, dann leuchten die Wellenkämme in Blau. Wer wagt es schon, davon zu träumen, so etwas mit eigenen Augen zu sehen?

Typisch auf den Togian Inseln: Auslegerboot.
Waschküche und Küche in einem.

Abschied von den Togian Inseln

Später versammeln wir uns auf dem Steg an der blauen Lagune. Wir sitzen auf dem Boden, halten unser Bier in den Händen und hören den Gitarrenspielern zu. Gäste, wie auch Menschen von hier, irgendwann singen alle zu mehr oder weniger melancholischen Stücken. Kurz vorm Zubettgehen beeindrucken uns drei einheimische junge Männer mit indonesischem Rap und Gesang. Unter „Bunga“ von Bondan Prakoso werde ich es später auf Spotify finden und daran denken, dass das Original nicht an das Können dieser drei Jungs herankommt. Es kann auch daran liegen, dass unser letzter Abend auf den Togian Inseln nicht schöner hätte ausfallen können. Eine Fähre bringt uns zurück auf das Festland, wenn man das in Indonesien so sagen darf, und wir nehmen noch einmal Abschied.

Die Fähre legt von Togian Inseln ab.

In Ampana werden wir in einer halb zerfallenen, muffigen Hütte eines kleinen Resorts nächtigen, wo noch viel mehr große Spinnen leben als in allen anderen Hütten zuvor. Die Tage werden wir mit John und Irfan verbringen. Sie werden uns bekochen, Irfan, der vielleicht 18 ist und sein Freund John, der Deutsch spricht und gar nicht dort angestellt ist. Sie werden uns mit ihren Motorrollern an einen Wasserfall bringen und uns Badequellen zeigen, an denen aber wir die Attraktion sind. Sie werden uns zu einem alten Fischer bringen, der uns eine Insel zeigt, auf der es unter der Erde brennt. Und sie werden mit uns durch die Straßen düsen, vorbei an lächelnden Menschen, an wunderschönen Wäldern und an Bergen von Müll. Ehe uns unser letztes Abenteuer hier in Indonesien erwartet: Orang-Utans auf Borneo.

Wie uns Indonesien verändert hat

Wir essen immer noch keinen Fisch. Okay, ganz selten doch mal. Aber dann nur aus streng zertifizierten Quellen. Nachdem wir aus Indonesien zurückkehrten, begannen wir unser Leben unter die Lupe zu nehmen. Das Plastik-Problem ist uns in Indonesien besonders einprägsam bewusst geworden. Also kaufen wir inzwischen hauptsächlich regional und unverpackt, am liebsten direkt beim Erzeuger. Im Wald sammeln wir den Müll fremder Leute ein und versuchen auf Palmöl zu verzichten. Den Hintergrund dazu findest du in diesem Beitrag:

Auch unser Reiseverhalten hat sich verändert. Wir sind nicht mehr darauf fixiert, die am weitest entfernten Winkel der Welt zu bereisen. Wir werden wieder fliegen, aber dann für längere Aufenthalte. Wir reisen nun langsamer und noch bewusster.

Sind die Togian Inseln ein Urlaubsparadies?

Nein. Zumindest nicht für jeden. Viele Darstellungen im Internet beschönigen alles viel zu sehr. Meistens werden einseitige Bilder gezeigt. Die Wahrheit ist: die Anreise auf diese Inseln ist lang und beschwerlich. Die Hütten der Resorts sehen auf Fotos wunderschön aus, und wir haben uns sehr wohlgefühlt. Aber was oft nicht dazugesagt wird, ist, dass man wortwörtlich mit der Natur lebt.

Das bedeutet: offene Wände, durch die riesige Spinnen und Geckos hineingelangen, manchmal auch Schlangen und Skorpione. Undichte Decken, durch die auch mal der Regen tropft. Es gibt keine klimatisierten Räume. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit schimmeln Vorhänge und andere Stoffe in manchen Hütten. Es gibt nicht immer fließendes Wasser, also schöpft man mit der Kelle selbst. Strom ist nur abends verfügbar und wenn der Generator streikt oder der Diesel knapp wird, gibt es gar keinen Strom. Es gibt kein Internet. Die Freizeitaktivitäten richten sich nach den natürlichen Gegebenheiten. Für uns war es paradiesisch. Aber das würden nicht alle so sehen. Und das ist auch gut so.

Der berühmteste Steg der Togian Inseln.

Die Togian Inseln sind ein zerbrechliches Inselreich. Die sozialen Netzwerke heizen dazu an, immer entlegenere Orte zu bereisen. Das führt dazu, dass sich Menschen dorthin verirren, die mit Natur und Respekt nichts anfangen können und alles für ein Foto tun würden. Wie sehr Tourismus einen Ort verändern kann, haben wir in Pulau Papan erlebt. Und das, obwohl dort noch gar kein Übertourismus stattfindet. Ob ich noch einmal in diese ferne Welt eindringen würde? Vielleicht. Aber nur unter Berücksichtigung einiger Bedingungen.

Wenn du vorhast, die Togian Inseln zu bereisen, dann habe ich nachfolgend noch einige Tipps für dich.

Los geht´s mit der Packliste

Packliste Togian Inseln

  • biologisch abbaubare Seife – denn das Abwasser gelangt meist ungefiltert ins Meer.
  • korallenfreundliche Sonnenschutzmittel, denn gewöhnliche Sonnencremes belasten das empfindliche Ökosystem.
  • Trinkflasche (die Faltbaren, die wir dabei hatten, können wir nicht empfehlen, denn sie haben in der Wärme extremen Plastikgeruch verströmt. Also Edelstahlflaschen sind die bessere Wahl.)
  • Kopflampe, denn es gibt nicht immer Strom. Nachts ist es aber aufgrund der Gefahr durch Schlangen und Skorpionen besser, wenn man sieht wo man hintritt.
  • Teelichter und Streichhölzer – so hat man abends noch ein gemütliches Licht, falls der Generator nicht läuft.
  • Kleine Geschenke für die Kinder – besonders die Kleinen der Resort-Angestellten haben sich immer sehr gefreut. (Achte bestenfalls darauf, nichts aus Plastik zu verschenken.)
  • Maske, Schnorchel und Flossen – es lohnt sich die eigene Ausrüstung mitzubringen, denn Schnorcheln ist die Haupt-Freizeitbeschäftigung auf den Togian Inseln.
  • Kartenspiele – eine super Unterhaltung für die Abende!
  • Umweltfreundliches Waschmittel
  • Eine Wäscheleine oder einfache Schnur
  • Wund-Desinfektionsmittel
  • Antimückenspray

Anreise auf die Togian Inseln

Von Ampana nach Bomba und Wakai

  • per Speedboot: um 9.00 Uhr und um 13 Uhr. Die Fahrzeit beträgt 45 Minuten. Außerdem fährt ein großes Speedboot Dienstags, Donnerstags und Sonntags um 10.00 Uhr. Die Fahrt dauert etwa 2 Stunden.
  • per Fähre: Dienstags, Freitags und Sonntags. Langsamer, aber günstiger. Die Fahrzeiten am besten in den Resorts erfragen.

Von Gorontalo nach Wakai:

  • Dienstags, Freitags und Sonntags um 17:00 Uhr. Die Fahrt dauert etwa 12 Stunden. Kabinen sind buchbar.

Die Tickets können am Ticketschalter des Fährhafens gekauft werden. Bitte beachte, dass aufgrund von Wartungsarbeiten oder Unwetterlagen auch mal Fähren oder Boote ausfallen oder sich Abfahrten verschieben können.

Rückreise

Von Bomba nach Ampana:

  • per Speedboot: täglich um 9.30 Uhr und 13.00 Uhr. Die Fahrzeit beträgt ca. 45 Minuten.

Von Wakai nach Ampana:

  • täglich um 8.30 Uhr und 12.00 Uhr. Fahrzeit etwa 2 Stunden.

An bestimmten Tagen sind zusätzliche Boote verfügbar. Frage am besten in deiner Unterkunft nach den aktuellen Zeiten.

Von Malenge nach Ampana:

Es stehen verschiedene Speedboote zur Verfügung. Aber auch hier gilt: am besten im Resort nachfragen.

Von Wakai nach Gorontalo:

  • Per Fähre: Montags, Dienstags und Samstags am späten Nachmittag. 12 Stunden Fahrzeit. Bitte informiere dich vorab über den aktuellen Fahrplan.

Vorbuchen

Wir haben keine der genannten Unterkünfte vorgebucht. Allerdings kann es in der Hauptsaison vorkommen, dass beliebte Resorts auf den Togian Inseln voll belegt sind und man spontan nicht mehr unter kommt. In der Zeit von Juli bis September macht es daher Sinn, sich vorab mit den gewünschten Resorts in Verbindung zu setzen und zu reservieren. Die Reservierungen kann man meistens per E-Mail vornehmen. Schau dazu am besten auf der jeweiligen Website vorbei und bring etwas Geduld mit. Denn: die meisten Unterkünfte arbeiten mit Listen und Boten, die zwischen „Festland“ und Inseln pendeln und die Reservierungen auf manuellem Wege mitbringen. Daher kann es immer etwas dauern, bis du eine Antwort erhältst.

Bargeld

Decke dich unbedingt schon ein paar Tage im Voraus mit genügend Bargeld ein. Denn Kartenzahlung ist auf den Inseln nicht möglich (bis auf sehr seltene Ausnahmen, und dann nur, wenn Empfang da ist).

Verpflegung

Frühstück auf Sulawesi: Pfannkuchen und Frenchtoast.

Aufgrund der Abgeschiedenheit ist in allen Resorts der Togian Inseln die Vollpension im Übernachtungspreis inklusive. Diese umfasst in in der Regel:

  • Frühstück (zum Beispiel Pancakes oder Omelette, dazu gibt es immer frisches Obst und Tee oder Kaffee)
  • Mittagessen (meistens Reisgerichte)
  • Einen Snack am Nachmittag (zum Beispiel Kuchen oder süße Reisbällchen)
  • Abendessen (Gemüse, Reis- und Nudelgerichte, oft frischer Fisch, manchmal Eier)
  • In den Resorts, die wir besuchten, war Kaffee den ganzen Tag frei verfügbar.

Extras, wie Bier, Cocktails und Limonaden können, je nach Verfügbarkeit, bestellt werden. Diese zahlt man dann natürlich zusätzlich.

Aktivitäten auf den Togian Inseln

Neben Tauchen und Schnorcheln im Meer:

  • Wanderungen durch die dichten Dschungel. Es werden oft auch geführte Nachtwanderungen angeboten, bei denen man ganz andere Tiere beobachten kann, als tagsüber. Zum Beispiel den Palmendieb, die größte an Land lebende Krabbe der Welt.
  • Schwimmen mit stachellosen Quallen im Jellyfish Lake, der in der Nähe des Karina Beach liegt.
  • Kajakfahren
  • Manche Resorts bieten Touren mit einheimischen Fischern an, sodass man das Abendessen selbst fangen kann. Klappt aber nicht immer. Dann wird beim Abendessen improvisiert und es gibt kreative Gerichte mit Ei. 🙂

Umweltschutz

2004 wurden die Togian Inseln zum Nationalpark erklärt. Daher bezahlen alle Touristen eine Abgabe, um den Nationalpark betreten zu dürfen. Nach meinem letzten Stand sind das 150.000 IDR.

Es gibt zwar die Nonprofit-Organisation EVERTO (Everybody for Togeans), die sich zum Ziel gesetzt hat, das Problem mit dem Müll durch Recycling in den Griff zu bekommen, aber: der Großteil des Mülls wird immer noch auf den Inseln verbrannt. Bitte achte also darauf, dass du möglichst wenig Müll auf die Inseln mitbringst.

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