Seit – ich kann nicht glauben, dass ich das sage – zweieinhalb Monaten bin ich unterwegs. Mein Zuhause ist da, wo ich gerade bin. Und alles, was ich brauche, passt in einen Rucksack. Und jetzt bin ich da, wo ich mein Leben lang hinwollte: in Afrika.
Während ich diesen Text hier tippe, sitze ich draußen auf einem weißen Metallstuhl, habe den Geruch von Kuhdung in der Nase und lasse ab und zu den Blick über die weite Savanne schweifen. Insekten schwirren durch die Luft, Vögel kreischen, der Wind bewegt ein paar Äste hin und her, und hinter mir kaut eine Giraffe auf Blättern herum. Hier auf einer einsamen Farm in Südafrika, kurz vor der Karoo-Wüste. Nach tagelangen Regenfällen war der Weg hierher ein Abenteuer. Kilometerlange rote Sandwege, alle mit tiefen, wassergefüllten Löchern, haben aus unserer kleinen Stadtkutsche eine schlammbedeckte Möchtegern-Offroadkarre gemacht.
Afrika. Du bist so schön.
Schon als wir am Flughafen in Johannesburg ankamen, und die Security-Frauen mit uns scherzten – was für ein lässiger Empfang! – bin ich der Mentalität Südafrikas verfallen. Hoffnungslos verliebt in das Land habe ich mich dann am Blyde River Canyon. Der Tiefste, in den ich je geblickt habe. An dessen Rand ich mich auf den Bauch gelegt habe und am liebsten Eins geworden wäre mit dem warmen, leuchtenden Gestein. Aber bis ich hier auf diesem Stuhl gelandet bin, ist immer wieder etwas dazugekommen. Die Landschaft, die Menschen und: die afrikanischen Tiere, die ich bisher nur aus Dokus kannte.
Unsere Reise führte uns durch Graskop, einem verschlafenen Nest, in dem wir in einem Restaurant wegen Stromausfalls bei Laternenlicht und Kaminfeuer gegessen hatten. Den Krüger Nationalpark wollte ich schon links liegen lassen, weil ich dachte, er fühle sich an wie ein großer Zoo. Aber – nein! Spätestens als wir bei einem morgendlichen Bushwalk mit Hippos frühstücken durften, war ich im Himmel Afrikas. Wie kann es sein, dass der Nightdrive das noch übertreffen konnte? Die Hyäne war es, denke ich. Aus der Dunkelheit kam sie auf unser Fahrzeug zu, beschnüffelte die Reifen und blickte nach oben, um die Fahrgäste einzeln zu mustern. Ein Gänsehautmoment. Ja, ich bin mir sicher. Die Hyäne war es.
Durch das Königreich Eswatini ging es südwärts. Ein Einkauf an einem kleinen Straßenstand, einmal tanken und schon reisten wir wieder nach Südafrika ein. Bei strömendem Regen durchfuhren wir den Hluhluwe-Nationalpark, der mit seinen grünen Hügeln einen Kontrast zum Krüger bildete. Riesige Nashörner stellten sich uns in den Weg. Nachdem wir einen schmalen Weg befahren hatten, auf dem wir schon befürchteten auf eine Elefantenherde zu treffen. Umgeknickte Bäume und frische Elefantenkackhaufen, rechts und links keine Ausweichmöglichkeiten. Aber wir hatten Glück und kamen heil am anderen Ende heraus.
Afrika. du bist nicht immer schön.
Eine Ananasverkäuferin am Straßenrand. Sie steht morgens da mit einem Haufen Früchte auf blanker Erde. Sonst nichts. Kein Stuhl, kein Schirm, kein Tisch. Sie steht auch noch da während ich durch einen Nationalpark fahre, in einem Auto, das mich vor Platzregen schützt. Und sie ist noch da als ich mit schönen Fotos und Erinnerungen im Gepäck auf dem Weg in mein Hotelzimmer bin. Der Haufen Ananas ist nicht kleiner geworden.
Flo geht in die Eisen, setzt zurück. „Ich gebe ihr etwas Geld, sie steht schon so lange da“. Wir steigen aus, fragen wie viel eine Ananas kostet. Wir können drei bekommen für 60 Cent. Flo gibt ihr drei Euro und sucht eine aus. Sie möchte uns sagen, dass wir mehr aussuchen sollen, wir sagen, dass es gut so ist. Und sie greift verzweifelt in ihrer Tasche nach Kleingeld. „No, it’s for you“. Niemals werden wir ihren Blick vergessen. Voller Fassungslosigkeit.
Wir steigen ins Auto, auf dem Weg in den Supermarkt kommen uns beiden die Tränen. Wir kaufen statt Bier und Wein für uns, einen großen Sack Reis, Dosentomaten und Kartoffelchips für sie, fahren zurück zu ihr. Sie kann nicht glauben, was passiert und nimmt die Sachen dankend mit großen Augen und einem kleinen Lächeln an.
Mit dem Gedanken, wenigstens die Ananasverkäuferin etwas glücklich gemacht zu haben, gehen wir zu Bett. Eine kleine Wohltat für unsere geplagten Herzen. Und ein bisschen Hoffnung in das Gute für die Ananasverkäuferin.
Die Reise geht weiter
Im Golden Gate Nationalpark verloren wir uns zwischen riesigen Felsformationen und scheinbar endlosen wilden Landschaften. Wir wohnten auf einer Ranch, wo wir auf der Veranda grillten und abends im Kamin Feuer machten. Kein mobiles Netz und absolute Ruhe, bevor wir die Stadt Bloemfontein besuchten, in der wir hinter Elektrozäunen im Gartenhaus reicher Leute wohnten. Und in der Diamantenstadt Kimberley blickten wir in das größte von Menschenhand gegrabene Loch aller Zeiten. Eine Gänsehaut jagte über meinen Körper, als ich daran dachte wie viele Menschen dort ihr Leben gelassen haben. Auch das ist Afrika. Den Schmerz der Vergangenheit spürt man bis heute.
Durch das südafrikanische Outback und den Mokolala-Nationalpark erreichten wir schließlich diese einsame Farm.
Und hier sitze ich nun. Bin dankbar und freue mich auf Namibia. Unsere Zeit in Südafrika neigt sich schon dem Ende zu. Die Reise geht in Namibia weiter. Ich habe mich hier in die Wildnis verliebt. Die Vorstellung, bald auch draußen zu wohnen, macht mich ganz kribbelig. Unser Zuhause wird ein Dachzelt sein. So werden wir noch näher an der Natur leben, den ganzen Tag draußen verbringen und nachts die Geräusche der Tiere hören.
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