Jedes Jahr, wenn mir der Winter so langsam auf die Nerven geht, beginne ich damit mir in kurzen Tagträumen vorzustellen, wie sich Sonne auf der Haut anfühlt. Immer dann, wenn es schon viel zu lange grau und kalt ist und die Bäume vor meiner Haustür noch kahl sind. Dann denke ich an die ersten längeren Abende des Jahres, an Sonnenuntergänge mit Wein und an Frühstück im Grünen.
Das ist für mich der Beginn des Sommers
Und den kannst du schon früh erleben, nämlich recht zuverlässig im April. Es kommt nur darauf an, dass du zu dieser Zeit auch am richtigen Ort bist. Nämlich in Baden-Württemberg, am besten in der Gegend rund um Freiburg. Mein Zufluchtsort in jedem Frühjahr. Ich verrate dir hier, wo es am schönsten ist und was du dir auf gar keinen Fall entgehen lassen solltest.
Zwischen Freiburg und Frankreich: Ihringen
„Wow, es ist so hübsch hier!“ das muss ich immer wieder sagen, wenn wir diesen Ort durchfahren, um uns mit einigen Flaschen Wein einzudecken. In der örtlichen Winzergenossenschaft hast du die Qual der Wahl aus den besten Weinen der Umgebung. Am schönsten ist es, wenn du dich fahren lässt, denn du darfst dich hier durchprobieren. Unser Favorit: Ihringer Muskateller Kabinett lieblich. Der ist eine Wucht! Selbstverständlich gibt es in Ihringen viele Winzer, die dir selbst gern ihre feinen Tropfen vorstellen. Du kannst in den meisten Fällen einfach in einer der Winzerstuben einkehren, wenn du durch das malerische Dorf schlenderst.
Als Camper finden wir es affengeil, dass es inzwischen viele Weingüter gibt, die Stellplätze direkt an ihren Höfen inmitten der Weinberge anbieten. Eine lustige Weinprobe und du kannst dich anschließend einfach ins Bett fallen lassen. Auch hier habe ich einen heißen Tipp für dich: das Weingut Sexauer. Ein junges Weingut, das fruchtige, moderne Weine produziert. Es gibt circa 8 Stellplätze für Camper. Dazu gehört ein exzellentes Bad und eine schicke Stube für Weinverkostungen. Das Weingut liegt in einer ruhigen, erholsamen Umgebung, eingerahmt von Weinreben und Obstbäumen. Das Campen hier ist nicht zuletzt auch deshalb so angenehm, weil die Familie sehr herzlich und gastfreundlich ist.
Mein Tipp: steige auf dein Fahrrad und fahre von hier nach Freiburg. Auf der 16 Kilometer langen Strecke fährst du durch kleine Dörfer und traumhafte Weinberge.
Freiburg
Hach, Freiburg. Eingekesselt zwischen Bergen, Wäldern und Flüssen. Die Bevölkerung reicht von multikulturell, über alternativ, bis gebildet und eloquent. Hier mischen sich alle Gruppen zu einer für Deutschland ungewohnt lockeren Gesellschaftsstruktur. Die Stadt fühlt sich lebendig an. Kein Wunder, denn sie liegt in einem Dreiländereck, das Hochkultur und mediterrane Leichtigkeit miteinander vereint.
Aber genug geträumt. Komm, stürzen wir uns ins Getümmel!
Wie wäre es mit einem riesigen Markt vor einer aufregenden Kulisse? Auf dem Freiburger Münstermarkt kannst du dich einfach treiben lassen. Hier werden neben Obst und Gemüse die feinsten Köstlichkeiten feilgeboten. Von handgemachten Pastakreationen, eingelegter Antipasti und ausgefallenen Keksen über Lakritze bis zum berühmten Käsekuchen. Du solltest also Hunger mitbringen.
Der Markt findet von montags bis samstags zwischen 7.30 und 14.00 Uhr statt. Am Samstag sind besonders viele Händler vertreten.
Durch bildschöne Gassen (merke dir die Konviktstraße!) schlendern wir alljährlich durch die Stadt und saugen die Sonnenstrahlen des Frühlings in uns auf. Immer entlang der erfrischenden Wasserläufe, in denen kleine Kinder ihre „Bächleboote“ hinter sich herziehen. Wer versehentlich hineintritt, so sagt man, wird irgendwann eine Freiburgerin oder einen Freiburger heiraten. Fun Fact: die Stadt Freiburg beschäftigt zwei Bächleputzer die das ganze Jahr über für die Pflege der schmalen Wasserläufe verantwortlich sind. Das läuft schon seit 300 Jahren so.
Wenn du nach dem Stadtbummel wieder Lust auf mehr Grün hast, dann kann ich dir den botanischen Garten der Uni Freiburg empfehlen. Hier heißt es: Eintritt frei. Der Garten ist eine kleine Oase in der Stadt. Es gibt viele schattenspendende Bäume, interessante Pflanzen und Teiche. In diesen tummeln sich im Frühling unzählige Frösche, die ein lautes Konzert geben und munter ins Wasser hüpfen. Allein dabei zuzusehen ist schon ein echtes Vergnügen.
Mit der Stadtbahnlinie 2 fährt man bis zur Haltestelle „Hauptstraße“ und von dort sind es dann nur noch 3 Minuten zu Fuß.
Grün, grüner, Freiburg
Noch ein entspannter Ort in der Stadt ist der Seepark. Mittelpunkt des Parks ist ein See, auf dem Tretboote herumschippern und in dem sogar Schildkröten leben. Alte Türme, Blühende Obstbäume und Pappeln, die wie Zypressen aussehen, geben dir das Gefühl irgendwo in der Toskana unterwegs zu sein. Im Seepark herrscht richtig Leben. Auf den Rasenflächen sitzen die verschiedensten Gruppen und genießen das Draußensein. Aber die Gärten und Parks sind längst nicht die einzigen Gründe dafür, dass Freiburg als eine der grünsten Städte Europas bezeichnet wird.
Freiburg denkt auch grün. Umweltschutz betreibt die Stadt durch ein nachhaltiges Verkehrsnetz, vorbildliche Abfallwirtschaft und: den Ausbau erneuerbarer Energien, zum Beispiel durch Fördermaßnahmen für Solarenergie. Macht Sinn, wenn man bedenkt, dass Freiburg über 1800 Stunden Sonne im Jahr abbekommt. Und dass das alles ganz und gar nicht langweilig ist, zeigt der Stadtteil Vauban besonders eindrücklich. Hier machen die Einwohner sich ihre Welt, so wie sie ihnen gefällt. Bunte Fenster, Bauwagen, Grünpflanzen und Kunst in allen Formen.
Essen und Trinken in Freiburg
Ja, beim Campen sind wir unabhängig und wir grillen und kochen leidenschaftlich gerne selbst. Aber in einer Stadt wie Freiburg lohnt es sich, den Kochtopf auch mal im Schrank zu lassen. Wir haben uns noch lange nicht überall durchprobiert. Aber das liegt zum Teil auch daran, dass wir einige Restaurants immer wieder besuchen müssen.
Wenn du den Tag entspannt ausklingen lassen und dabei nicht auf eine spektakuläre Aussicht verzichten willst, dann heißt einer meiner Tipps für den Abend: Kastaniengarten. Hoch über der Stadt genießen wir hier frisch gezapftes Bier. Klar, dass es auch etwas für den kleinen Hunger gibt. Wie wäre es mit einem Stück Flammkuchen? Oder lieber die zünftigen Bretzel mit Obazda? Ganz egal, denn die Stimmung ist sowieso schon perfekt. Bunte Lichterketten läuten den Abend ein, während am Horizont langsam die Sonne hinter den Bergen verschwindet.
Und wenn du raffiniert essen gehen möchtest, dann lege ich dir die Blume ans Herz. Denn hier kannst du dich einmal quer durch den Schwarzwald probieren. Die Gerichte werden nicht nur in normalen Portionen angeboten, nein, die Spezialität der Blume sind Tapas. Hübsch angerichtet und gekonnt aufgepeppt, werden marinierte Steinchampignons, hausgebeizter Lachs, karamellisierter Ziegenkäse und Maultäschle mit Petersilienpesto serviert. Wenn der Tisch voll mit bunten Tellern steht, kannst du nur noch glücklich sein.
Wo Freiburg am schönsten ist: mitten in den Weinbergen
Ein weiterer heißer Tipp von mir ist die Griestal-Strauße . Für uns ein Muss bei jedem Besuch. Überhaupt: du darfst Baden-Württemberg nicht verlassen, ohne in einer Strauße eingekehrt zu sein. Am Wochenende kann es hier voll werden, daher empfehle ich dir, eine Decke mitzunehmen. Sollten nämlich alle Tische besetzt sein, dann darfst du auf dem Rasen platznehmen. Ich persönlich ziehe die Rasenplätze sogar vor, denn es gibt nichts Schöneres als barfuß im Gras zu sitzen und mit einem Glas Wein in der Hand auf die Berge zu schauen. Nebenbei erwähnt, sind hier die Brägele mit Bibiliskäs (Bratkartoffeln mit Quark) und Wurstsalat der Hammer!
Straußwirtschaft = von Winzern betriebene Gastwirtschaft. Die Namensherkunft ist simpel: früher wurde ein Strauß oder ein Kranz aus Reben an das Tor gehängt, wenn geöffnet war.
Wandern – des Campers Lust
Es geht uns nicht nur um gutes Essen. Als Camper sind wir gern draußen und das Wandern gehört dazu. Rund um Freiburg gibt es Wanderrouten so weit das Auge reicht. Eine davon ist die Kandell-Tour. Diese führt zum höchsten Punkt des Schwarzwalds und belohnt am Ende mit einem fantastischen Rundum-Blick bis zu den Vogesen. Von mittelschwer bis schwer gibt es unterschiedliche Wanderungen hoch zum Gipfel. Wir sind eine 11 Kilometer lange Tour ab und bis Waldkirch gelaufen.
Nicht ganz so bekannt, für meinen Geschmack aber umso spannender, sind die Wanderungen in und um Bollschweil. Guter Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz Geiersnest. Ja, es geht nicht anders – hier wieder ein Tipp für dein leibliches Wohl: Gerstenhalmstüble. Von da oben hat man einen Hammer-Ausblick über Berge und Täler. Das Autofahren in dieser Gegend liegt mir allerdings überhaupt nicht. Ich glaube, ich verspüre dabei so etwas wie Höhenangst und Kontrollverlust.
Im weiteren Umkreis von Freiburg
Na, Lust auf weitere sportliche Betätigung? Das Aloha Center verleiht nicht nur SUPs, es bietet auch Touren und Kurse an. Auf dem Windgfällweiher habe ich zum ersten Mal auf einem SUP gestanden. Und es hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mir einige Monate später selbst eines zulegte. Aber auch wenn du schon ein eigenes Board hast, ist der Windgfällweiher einen Ausflug wert. Er liegt fast 1000 Meter hoch, wunderschön natürlich in einem Wald, zwischen Titisee und Schluchsee. Wenn du richtiges Touri-Schwarzwaldfeeling mit Kuckucksuhren und Kitsch willst, dann solltest du alle drei Seen abklappern.
Aber ich warne dich vor: es ist wirklich nichts für schwache Nerven mit anzusehen, wie am Titisee die Touristen busseweise abgeladen werden, damit sie ihre „typisch deutschen“ Urlaubsfotos schießen können. Wenn man sich mental etwas distanziert, ist es jedoch ein ulkiges Schauspiel, wie die Klischees hier aufeinanderprallen: die Japaner, gruppenweise, mit Sonnenbrillen und Fotoapparaten bewaffnet. Und die Kulisse aus Wald, Schwarzwälder Schinken, Bollenhüten und Uhren.
Bollenhut: traditioneller Strohhut mit aufgesetzten roten Bollen (Bommel) aus Wolle. Früher Teil der Frauentracht – heutzutage DAS Symbol für den Schwarzwald.
Ein Meisterwerk der Natur
Als naturverliebte „Vanlifer“ erwarten wir in unserem Urlaub, dass uns mindestens einmal so richtig die Spucke wegbleibt. Also bitte: die Triberger Wasserfälle. 163 Meter Fallhöhe über 7 Stufen – damit gehören sie zu höchsten Wasserfällen in Deutschland. Über 3 unterschiedliche Wege wird man durch eine magische Welt aus Wasser und Licht geführt. Stichwort Licht: bis 22.00 Uhr wird dieses Meisterwerk beleuchtet. Im Winter war ich zwar noch nie dort, aber viele schwärmen davon, dass Schnee und Eis den Wasserfällen einen ganz besonderen Zauber verleihen. Dann sollte man allerdings gutes Schuhwerk tragen und daran denken, dass es sehr rutschig werden kann.
Die Wasserfälle sind ganzjährig geöffnet. Der Eintritt ohne Ermäßigung liegt für Erwachsene bei 7,00 € und für Kinder, Schwerbehinderte und Studierende bei 6,50 €.
Hat was, oder? Ich könnte hier natürlich gleich ins Elsass übergehen, denn das ist von Freiburg aus schnell erreicht, aber dieser Region werde ich in Zukunft einen ganz eigenen Beitrag widmen.
Ich wünsche dir viel Spaß dabei, diese wunderbare Gegend zu erkunden!
Und wenn du nach weiteren Ideen für deinen Urlaub in Europa suchst, dann schau doch mal hier:
2 Kommentare
Oh wie toll…..da bekommt man richtig Lust auf ein leckeres Glas Wein! Unfassbar toll dein Blog
Danke Vanessa! 🙂 Dann freu dich aufs Wochenende: die Sonne soll nämlich scheinen. Gönn dir ein Glas Wein und mach es dir schön!